Musik liegt in der Luft

Der Konzertverein Langenthal feiert seinen hundertsten Geburtstag – wegen Corona erst ein Jahr später, im November 2021 – mit der Aufführung der Messe in C-Dur, Opus 86 von Ludwig van Beethoven. 

Am 9. Oktober 1920 wurde der KVL gegründet; damals hatte Langenthal knapp sechstausend Einwohner. Kurz vorher, 1916, war das Theater eröffnet worden, dank eines Legats, aber auch dank der Affinität der politisch Verantwortlichen für die Kultur, die von den Stimmberechtigten offenbar getragen wurde. Das allein ist schon sehr bemerkenswert; immerhin waren der Erste Weltkrieg und die Spanische Grippe gerade erst beendet worden, wie Sie, liebe Leserin und lieber Leser, durch Erzählungen Ihrer Eltern oder Grosseltern wohl noch in Erinnerung haben.

Unter dem ersten Dirigenten, dem dynamischen Bündner Joseph Castelberg, wurde 1925 zusammen mit dem Orchesterverein Langenthal und der Solistin Lisa della Casa aus Burgdorf «der Wildschütz» aufgeführt. Weitere Höhepunkte seiner Ära waren das Mozart-Requiem (1930) und das Händel-Oratorium «Judas Maccabäus» 1938. Dann während der Kriegsjahre erlosch die musikalische Glut weitgehend. Erst 1944 konnte unter dem neuen Dirigenten, Jacques Zuber, das Verdi-Requiem und die «Walpurgisnacht» aufgeführt werden.

1972 wurde der Orchesterverein (später: Stadtorchester) zum Frauen- und dem Männerchor endlich richtiges Vereinsmitglied des KVL. Die fünfzehnjährige Ära Urs Flück brachte wunderschöne Konzerte, er hat als begnadeter Chorleiter und Orchesterdirigent in Diktion und Gestaltung neue Massstäbe gesetzt. Diese Aufführungen werden vielen von uns noch in allerbester Erinnerung sein.

Mit grossem Engagement setzt sich – um in gegenwärtige Zeiten zurückzukehren –  das OK unter der Leitung von Elisabeth Metzger für das grosse Jubiläum ein. Das Journal «langenthal musiziert», am 19. November letzten Jahres, genau wie geplant einen Tag vor dem ersten Konzert in unseren Briefkästen gelegen, erinnern Sie sich? – ist allein schon ein sehr interessantes Publikationsorgan, wo den Lesern viel Wissenswertes geboten wird. Die Jubiläumskonzerte vom 19./20. November dieses Jahres in der Kirche Geissberg und das Gastkonzert vom 14. November in der Kirche Rohrbach werden Höhepunkte sein mit namhaften Solistinnen und Solisten unter der Leitung von Ewald Lucas. Das sind Anlässe, auf welche wir Musikbegeisterten uns nach der momentan herrschenden musikalischen Dürre sehr freuen. 

Es ist wunderbar, dass nach der schwierigen Corona-Zeit jetzt wieder grosse Konzerte auf hohem Niveau möglich sind. Ihnen, liebe Leserinnen und Lesern, wünsche ich viel Vergnügen!

Hans-Jürg Käser, 

ehemaliger Regierungsrat